Zahnärztlicher Schnarchschutz

 

Man geht heute davon aus, dass rund 30 Millionen Bundesbürger schnarchen. Jeder Dritte leidet unter dieser schlafbezogenen Atmungsstörung! Der Übergang zu einem schweren gesundheitlichen Problem — dem obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) — ist fließend. Deshalb sollten bereits die ganz normalen Schnarcher diagnostiziert, ärztlich betreut und ständig beobachtet werden — auch ihnen könnte schon geholfen werden.

Das Problem:

In der Regel entsteht das Schnarchgeräusch durch das Flattern weicher Gewebeteile. Während des Schlafs sinkt der Muskeltonus im Bereich des Halses und des Pharynx ab. Die muskuläre Straffung des Gewebes lässt nach und es kommt besonders in der Rückenlage zu Engpässen der Atemwege bis hin zum Verschluss. Durch diese Verengung des pharyngealen Raums muss die benötigte Luft­menge mit höherer Geschwindigkeit angesaugt werden. Dies geschieht reflektorisch und regt weiche Gewebeteile, wie zum Beispiel das Velum palatinum oder die Uvula, zum Flattern an.

Abb. 1:  Darstellung der Atemwege

Untersuchungen haben ergeben, dass ungefähr 40% der Frauen und 60% der Männer über 60 Jahre in den Industrienationen schnarchen, was zu einer Hochrechnung von 37% auf die Gesamtbevölkerung führt.

Besonders betroffen sind schwergewichtige Menschen schon ab etwa 40 Jahren, doch auch Jüngere und Schlanke, sogar Kinder, sind nicht davon verschont. Dabei werden allzu leicht die persönlichen und sozialen Folgen übersehen. Schon der primäre Schnarcher wird fast immer in eine Isolation gedrängt. Der Partner verlässt das gemeinsame Schlafzimmer, das führt zur Frustration. Ihm begegnet auch Unverständnis für seine häufig vorhandene Tagesmüdigkeit oder seine Unkonzentriertheit, die in den schlimmsten Fällen zu Unfällen oder zum Verlust des Arbeitsplatzes führen kann. Der Übergang zum obstruktiven Schnarchen ist dabei fließend und nicht ganz unproblematisch. Obstruktives Schnarchen führt zu weniger erholsamem Tiefschlaf, wobei lautes und unregelmäßiges Schnarchen bereits als Vorstufe des obstruktiven Schlafapnoe-Syndroms (OSAS) gilt (siehe Tab. 1)

Tab. 1:  Primäres und obstruktives Schnarchen

Man nimmt an, dass etwa 10% der Schnarcher, das wären rund 3 Millionen in Deutschland, unter OSAS leiden. Wegen der erheblichen Folgeerkrankungen und der reduzierten Lebenserwartung sollten deshalb alle Betroffenen rechtzeitig ärztlich betreut werden.

Tab. 2:  Symptome und mögliche Folgeerkrankungen des Schlafapnoe-Syndroms

 

 

 

 

 

Wissenschaftliche Untersuchungen der verschiedenen medizinischen Fachbereiche beziehen sich in erster Linie auf die Diagnose und Therapie des obstruktiven Schlafapnoe-Syndroms, da dieses eine Gefährdung der Gesundheit darstellt. Aber auch die unzähligen „harmlosen“ Schnarcher erwarten eine Lösung ihres lästigen Problems.

Verschiedene Therapien:

Man kann auch selbst einiges dazu tun, die lautstarke Atmungsstörung zu beseitigen. Zunächst sollte man folgende nahe liegende Maßnahmen ergreifen:

– Übergewicht reduzieren
– Alkoholgenuss meiden
– keine Beruhigungs– und Schlaftabletten einnehmen (vorher mit dem Arzt sprechen)

Nur zentral gesteuerte Schlafstörungen (ZSA) wie die Narkolepsie (Schlummerkrankheit) können erfolgreich mit Medikamenten behandelt werden. Die wahrscheinlichen Nebenwirkungen setzen jedoch eine sichere Abklärung der Schlafstörung voraus. Zur sicheren Beseitigung des Schnarchens gibt es noch keine medikamentöse Lösung.

Anti-Schnarch-Hilfsmittel:

Auf dem Markt gibt es bereits eine ganze Reihe von unterschiedlichen „verordnungsfreien“ Hilfsmitteln, die den Schnarchern eine Besserung versprechen. Viele davon stören eher den Schlaf, haben oft eine zweifelhafte Wirkung und garantieren keinen längeren Erfolg:

Es werden Vorrichtungen angeboten, die eine stabile Rückenlage während des Schlafens verhindern (z. B. „Schnarchstop“, Werkmeister GmbH, Wanfried)

Für eine bessere Nasenatmung sollen Pflaster auf der Nase oder Einsätze in der Nase sorgen (z. B. „Schnarch ex“, Dr. W. Stute & Partner, Bielefeld)

Elektronische Weckgeräte sollen den Schnarcher auf seine eigenen Geräusche aufmerksam machen und ihn aufwecken
(z. B. „ProSomnia“, Gude GmbH, Köln)

Medizinische Maßnahmen:

Operative Eingriffe dienen in der Regel zur Entfernung atmungsbehindernder Strukturen, (wie zum Beispiel vergrößerter Mandeln, Polypen) oder es handelt sich um Korrekturen des Gaumensegels, des Zäpfchens usw. – mit und ohne Laser. Die Erfolgsrate wird hinsichtlich des Schnarchens sehr unterschiedlich beschrieben, hinsichtlich der obstruktiven Schlafapnoe als unbefriedigend. Operative Eingriffe sind in der Regel nicht reversibel.

Zur Reduktion von Weichteilpartien ist eine neue minimalinvasive OP-Technik aus den USA bekannt geworden. Die Somnoplastie® beruht auf Radio­frequenz-Energie und gilt als schonendere Alternative zu den bereits bekannten operativen Eingriffen.

Seit einiger Zeit werden auch Behandlungs­methoden zur Stimulation verschiedener Muskel­partien im Rachen-Gaumen-Bereich angeboten (Apnoe-Stim-Zungenmuskel-Training, BMRNeuroTech, Überlingen). Die Erfolgsraten werden unterschiedlich beurteilt, vor allen Dingen was einen gesicherten Langzeiterfolg betrifft.

Überdruckbeatmung (nCPAP)

Bei der nCPAP-Anwendung wird durch einen kontinuierlichen oder variablen Atemwegsdruck, der über eine Nasenmaske appliziert wird, der Kollaps der oberen Atemwege verhindert. Sie ist auch in schweren Fällen von Schlafapnoe wirkungsvoll und gilt hier als Methode der Wahl. Die Unbequem­lichkeit (Maskensitz, Luftschlauch, Geräusche, Stromanschluss usw.) schränken die apparativ aufwändige Therapie jedoch ab und zu von der Patientenseite her ein.

Abb. 2:  Überdruckbeatmung mit CPAP-System


Zahnärztlicher Schnarchschutz (ZSS)

Diese Geräte werden Nachts getragen und verlagern in der Regel den Unterkiefer nach vorn, um eine Öffnung der oberen Atemwege zu erreichen.(Abb. 3.). Schienen werden erfolgreich beim Schnarchen und teilweise sogar bei leichter bis mittlerer obstruktiver Schlafapnoe (OSA) eingesetzt. Auch Zungenretainer sind bekannt, bei denen die Zunge anteriotisiert (nach vorne verlagert) wird. Dies geschieht durch Druck auf den distalen Zungenbereich oder durch Festsaugen der Zunge an einer von den Frontzähnen gehaltenen Halbkugel. Gewisse Einschränkungen entstehen meist durch eine mangelnde Akzeptanz der Patienten, die bei etwas voluminösen Geräten in erster Linie auf einen verstärkten Speichelfluss zurückzuführen ist.

Mit einem „Testgerät“ als zeitlich eingeschränktem Vorläufer für die endgültige zahnärztliche Versorgung würde die Erfolgsquote sicher wesentlich höher ausfallen.

Nicht nur die Akzeptanz, auch der erwartete Therapieerfolg könnte dann sogar mithilfe einer Screening-Untersuchung festgestellt werden. Im Gegensatz zu allen operativen Eingriffen und sonstigen Therapieempfehlungen wäre damit die zuverlässige individuelle Vorhersage möglich. Voraussetzung für eine relative sichere Beurteilung wäre allerdings die konstruktive Übereinstimmung von Testgerät und Schnarchschutz (ZSS) — die leider noch nicht zur Verfügung steht.

Unterschiedlich fällt dagegen die Beurteilung eines zahnärztlichen Schnarchschutzes (ZSS) aus, wenn es sich um die Therapie von mäßiger oder mittlerer Schlafapnoe handelt. Gewisse Erfolge mit einem ZSS sind nach den vorhandenen Literaturangaben nur zum Teil erkennbar. Eine Reduzierung der AHI-Werte ist nicht immer gegeben, obwohl das lästige Schnarchgeräusche damit gut zu beeinflussen ist.

Diese Feststellung schließt allerdings die Verwendung eines zahnärztlichen Schnarchschutzes (ZSS) auch bei Schlafapnoe-Patienten, die eine erfolgreiche nCPAP-Therapie praktizieren, nicht unbedingt aus. Als Ergänzungsgerät bietet sich der Schnarchschutz (ZSS) gerade für Urlaubsreisen an, wenn unter Umständen am Reiseziel die Stromversorgung nicht sichergestellt oder nicht vorhanden ist oder vielleicht im Ausland ein unerwarteter technischer Defekt des nCPAP-Gerätes eintritt. Die lästige Ruhestörung der Umwelt könnte man damit auf jeden Fall vermeiden. Sogar eine Kombination der beiden Therapieverfahren wäre denkbar und sollte einmal näher untersucht werden. Leider werden zahnärztliche Apparaturen zur Therapie des Schnarchens oder Schlafapnoe bisher nur in Einzelfällen von den gesetzlichen oder privaten Krankenkassen mitgetragen. Allerdings sind dort in letzter Zeit neue Bestrebungen zu erkennen, bei einer begründeten ärztlichen Verordnung etwas großzügiger zu verfahren.

Wichtig für eine Therapieentscheidung sollten deshalb auch wirtschaftliche Überlegungen sein. Die Kosten der verschiedenen zahnärztlichen Therapiegeräte sind sehr unterschiedlich. Sie werden in den meisten Fällen mit den zahnärztlichen und zahntechnischen Aufwand begründet.

SILENSOR-Schnarchschutz:

Der Behandlungserfolg hängt gerade bei zahnärztlichen Geräten sehr von der Akzeptanz der Patienten ab. Schlaftiefe und Wohlbefinden nehmen mit dem Komfort und der Zierlichkeit einer Vorrichtung zu. Diese Voraussetzung erfüllt der SILENSOR in hohem Maße. Zwei verschiedene Ausführungen stehen zur Verfügung:

SILENSOR-NORMAL:  Bei schlechtem Halt im Mund, starkem Würgereiz, übermäßigem Speichelfluss und wenn Zahnlücken vorhanden sind, sollte das relative harte, glasklare und unsichtbare Material (ERKODUR 2.0 mm) verwendet werden.

SILENSOR-KOMFORT:  Diese neue Variante ist die beste Materialwahl. Die Schienen bestehen aus einem kombinierten hart/weichen Material (ERKOLOC-pro), so dass ein spannungsarmer Sitz auf der Zahnreihe bei gleichzeitig genügender Retention gewährleistet ist. Die Verbindungsteile ruhen auf einem federnden weichen Kissen (1 mm Stärke), dadurch ist die Lebensdauer dieser Teile deutlich verlängert (Abb. 4).

Abb. 4:  SILENSOR-Schnarchschutz in zwei verschiedenen Ausführungen:  „NORMAL“ (links) und „KOMFORT“ (rechts). Abb. Mitte:  (1) Verbinder, (2+3) Stopfen mit Retentionsteil in der Hülse, (4) harte Schicht ERKOLOC-pro, (5) weiche Schicht ERKOLOC-pro

Dr. med. Uwe Diedrich

Allgemeinarzt und Chirotherapeut mit niedergelassener Praxis in Norderstedt, Schleswig Holstein.

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