Der Bandscheibenvorfall Teil 3: Ursachen

Ursachen und Risiken eines Bandscheibenvorfalls:

Um das Risiko reduzieren zu können, einen Bandscheibenvorfall zu bekommen, muss man den Entstehungsweg bzw. seine Ursachen kennen. Nur in Kenntnis dieses Vorgangs kann man durch gezieltes Verhalten, seine Bandscheiben vor Schaden bewahren.

Mechanisch gesehen ist die Bandscheibe mit einem Stoßdämpfer zu vergleichen. Der Bandscheibenkern übt einen Druck auf die ihn umgebenen Strukturen, nämlich den Faserring und den oberen und unteren Wirbelkörper aus. Dadurch werden die  Wirbelkörper voneinander weggedrückt und die mechanische Reibung, bzw. der Druck in den die Wirbelkörper verbindenden Gelenken nimmt ab. Eine gesunde Bandscheibe kann einem hohen Druck widerstehen. Mit zunehmendem Alter wird der Faserring unelastischer und reißt schon bei kleinerem Drücken ein. Ein Bandscheibenvorfall würde nun entstehen.

Zusammengefasst lässt sich Folgendes sagen:

Die Wahrscheinlichkeit einen Bandscheibenvorfall zu bekommen steigt mit dem Innendruck und mit dem Alter der Bandscheibe an.  Eine Bandscheibe, die vollständig abgenutzt und entwässert ist, macht jedoch keinen Bandscheibenvorfall mehr!

Welche häufigen Ursachen führen oft zu einem Bandscheibenvorfall?

Sitzen Sie möglichst wenig, wenn aber doch, dann entweder mit aufrechtem Rücken oder falls vornüber gebeugt mit Abstützung auf den Armen. Husten, Niesen oder lautes Lachen nur mit aufrechtem, nicht gedrehtem Rücken. Sich Wegdrehen oder Bücken beim Niesen oder Husten hat schon manchen Bandscheibenvorfall ausgelöst. Das Einladen von Getränkekisten in den Kofferraum ist eine bandscheibenmordende Aktion. Wenn Sie es dennoch machen müssen, so lassen Sie die Kiste bei geradem Rücken unter Beugung der Knie herab. Drehen Sie sich dabei auf keinem Fall im Rücken (erhebliche Druckerhöhung in der Bandscheibe). Stellen Sie die Kiste direkt vor sich ab und nie seitlich versetzt. Sonst ist eine Schädigung der Bandscheibe wahrscheinlich!

Schlafen Sie entweder in einer Rücken– oder geraden Seitenlage, d.h. Hüften und Knie nur wenig gebeugt (max. 10 Grad) und Knie aufeinandergelegt (Decke zwischen die Knie).

Kann ein Bandscheibenvorfall erblich bedingt sein?

Es gibt angeborene Störungen der Bindegewebsbildung. Dabei werden weniger stabile Kollagene synthetisiert. Kommt dieser Gendefekt in einer Familie vor, so finden sich bei den meisten Familienmitgliedern Bandscheibenvorfälle. Diese treten oft schon im Alter von 20 bis 30 Jahren  auf und sind meist nicht nur auf eine Bandscheibe beschränkt. In diesen Fällen sollte man schon in jungen Jahren mit einer Chondroitin Therapie (siehe Nahrungsergänzung) beginnen.

Findet man bei einem Rückenschmerzpatienten einen Bandscheibenvorfall, so kann man nicht sagen, ob dieser Vorfall etwas mit den Rückenschmerzen zu tun hat. Nur eine eindeutige Schmerz– und Befundsymptomatik lässt einen Zusammenhang mit großer Wahrscheinlichkeit bestehen und eventuelle Ursachen ermitteln.

Unter verschiedenen Therapien waren Patienten, die über Rückenschmerzen geklagt hatten, zu 70 % auch noch nach 30 Tagen nicht beschwerdefrei. Nach 3 Monaten sind 55 % der Patienten schmerzfrei oder deutlich gebessert. 
Gehen Sie auch bei Restbeschwerden möglichst bald zur Arbeit. Nach 6-monatiger Arbeitsunfähigkeit aufgrund eines Rückenleidens finden höchstens 50 % der Erkrankten noch in den Arbeitsprozess zurück. Frühberentung und der soziale Abstieg drohen!

Welche statistischen Daten gibt es?

Untersucht man bei vollkommen beschwerdefreien Menschen die Lendenwirbelsäule durch eine Kernspintomographie, so findet sich bei vielen Untersuchten ein Bandscheibenschaden (Verbreiterung, Vorwölbung oder Vorfall). Die Wahrscheinlichkeit einen Bandscheibenschaden zu haben, beträgt für einen 30 jährigen ca. 30 %, für einen 40 jährigen ca. 40 % und für 60 jährige ca. 76 % (22 % Vorfall, 54 % Verbreiterung). Die Anzahl der Bandscheibenoperationen beträgt in den USA 300.000 pro Jahr. Damit liegen Bandscheibenoperationen in der Häufigkeitsstatistik aller Operationen nach dem Kaiserschnitt und der Eierstockunterbindung an dritter Stelle. 

Nur in Ausnahmefällen (Caudasyndrom, Sequester) hat die Bandscheibenoperation einen Vorteil gegenüber der nicht operativen Therapie. 15 % aller Operierten haben auch nach der Operation noch Rückenschmerzen und sind nicht arbeitsfähig!  Die Abnutzung der Bandscheiben beginnt im zweiten Lebensjahrzehnt.  1-3 % aller Kinder haben einen Bandscheibenvorfall! Hier liegen angeborene Störungen der Bindegewebsbildung als Ursache vor. Die Abnutzung der Bandscheibe ist die Folge einer unzureichenden Nährstoffversorgung.

Lesen Sie auch: Der Bandscheibenvorfall Teil 4: Therapie

Dr. med. Uwe Diedrich

Allgemeinarzt und Chirotherapeut mit niedergelassener Praxis in Norderstedt, Schleswig Holstein.

Das könnte dich auch interessieren …