Das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom
4-6 % aller Kinder werden an einem Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS) erkranken. Hierbei handelt es sich um eine Störung, bei der leichte Ablenkbarkeit, Überaktivität und gestörte Handlungskontrolle als Symptome im Vordergrund stehen. Die Symptomatik muss vor dem 7. Lebensjahr beginnen und schon für mindestens 6 Monate bestanden haben, bevor die Diagnose ADS gestellt werden darf. Weitere Symptome, die die Betroffenen zeigen, sind:
Erhebliche Probleme konzentriert zu bleiben.
Mangel an Sorgfalt bei Erledigung – bzw. vollständiges Vergessen von Aufgaben (z.B. Schularbeiten)
Probleme beim Zuhören (wirkt abgelenkt)
Leichte Ablenkbarkeit durch äußere Einflüsse (guckt während des Unterrichts aus dem Fenster )
Häufiges Verlieren oder Verlegen von Gegenständen (Handschuhe, Hefte, Schlüssel)
Vergessen von Terminen.
Unfähigkeit komplizierte Aufgaben zu Erledigen (Organisation der Handlungsabläufe gelingt nicht)
Körperliche Unruhe (kann nicht still sitzen oder in einer Reihe stehen, läuft viel umher)
Impulsives Handeln. (handelt erst denkt dann)
Man unterscheidet beim ADS 3 Untergruppen, nämlich den überaktiv-impulsiven Typ, den abgelenkt-unaufmerksamen Typ und den Mischtyp, der die vollständige Symptomatik zeigt. Die Stärke der Ausprägung und die Art der Symptome ist individuell verschieden. 30 % der Erkrankten zeigen keine Überaktivität!
Beim ADS handelt es sich um eine Erkrankung, die nur im Kindesalter auftritt. 30-60 % der erkrankten Kinder werden auch noch als Erwachsener Erkrankungssymptome haben.
Während die Symptomatik betroffener Kinder über die Medien verbreitet vielen bekannt ist, führt die ADS Symptomatik des Erwachsenen eher ein Schattendasein. Die häufigsten Symptome des Erwachsenen finden Sie in der folgenden Tabelle. Dabei können durchaus Teilbereiche des Alltags z.B. die Arbeitsbereich gut bewältigt werden, während im Privatleben das reinste Chaos herrscht.
Auch können ADS Erkrankte im Kreativbereich gute Leistungen zeigen, werden sie dann aber in den Organisationsbereich versetzt, so versagen sie.
Nach heutigem Wissensstand scheint das ADS durch verschiedene Faktoren ausgelöst zu werden, wobei biochemische Störungen im Bereich der Nervenbotenstoffe hauptverantwortlich sein sollten. Bei 5 % der Erkrankten scheint ein Zusammenhang mit Nahrungsmitteln (auch Nahrungsmittelzusätzen oder raffinierten Zucker) über eine Unverträglichkeit oder Allergie zu bestehen. Ein zusätzlicher Einfluss der Halswirbelsäule (z.B. über Blockierungen) ist in einigen Fällen wahrscheinlich. Eine familiäre Häufung des ADS ist gegeben.
Ist ein Familienmitglied an ADS erkrankt, so liegt die Wahrscheinlichkeit, dass ein weiteres Mitglied ebenfalls erkrankt, bei 25-35 %. Verglichen mit dem Normalrisiko von 4-6 %, spricht das für eine deutliche genetische Abhängigkeit. Nach einer kürzlich von weltweit führenden ADS- Forschern herausgegebenen einstimmigen Erklärung beträgt der genetische Anteil beim ADS sogar 70-95 %, das entspricht der Weitergabe des Merkmals Größe im Rahmen der Vererbung. 2 Gene wurden als verantwortlich isoliert.
Als Therapie steht die medikamentöse Behandlung mit Psychostimulantien, das sind Stoffe, die Erregbarkeit des Nervensystems stimulieren, im Vordergrund.
Diese wirken beim ADS paradoxerweise anders als beim Gesunden.
Sie führen hier nicht zu einer Stimulation sondern zu einer Dämpfung der Erregbarkeit des Nervensystems. Meist wird Methylphenidat (Ritalin) eingesetzt, das früher, da es schnell im Körper abgebaut wird, auf mehrere Dosen über den Tag verteilt gegeben wurde. Heute sind Methylphenidat Präparate auf dem Markt, die im Körper nicht mehr so schnell abgebaut werden. Dadurch ist die Einnahme wesentlich einfacher geworden.
Weitere Therapieansätze sind Verhaltenstraining, Aufklärung von Eltern und Kindern über die Erkrankung, Strukturierung des Tagesablaufs des Patienten. Eine Untersuchung der HWS hinsichtlich einer Blockierung sollte erfolgen.
Ein Beitrag von Doctor of Chiropractic Julie Johnson / Palmer College Davenport Iowa USA
„Dieses Kind macht nur Probleme“ „Sie kann nicht still sitzen“ Mit diesen oder ähnlichen Äußerungen der Eltern beginnt oft eine ausgedehnte medikamentöse Therapie zur Beeinflussung einer Krankheit, die den Namen Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS) oder auch Hyperaktivitätssyndrom hat. In vielen Fällen, in denen ein ADS diagnostiziert worden ist, ist die Sicherheit der Diagnose eher anzuzweifeln. Ist die Diagnose ADS erst einmal gestellt, so öffnet sich hiermit ein Tor, das Verhalten des Kindes medikamentös zu beeinflussen. Die Abklärung der aktuellen Lebenssituation oder der Lebensgeschichte unterbleibt oft, sodass eine Therapie der darin enthaltenen Probleme, die oft das aktuelle Verhalten des Kindes bestimmen, unterbleibt.
Vielfach lassen sich Ursachen wie emotionaler Stress, ungesunde Ernährung oder körperliche Erkrankungen, z.B. eine Schwermetallbelastung, ermitteln. Es gibt noch viele weitere Ursachen, die zu ADS ähnlichen Verhaltensstörungen führen können. Bevor diese nicht ausgeschlossen bzw. behandelt worden sind, sollte man keine medikamentöse Therapie durchführen. Ich will in diesem Artikel nicht der Schwarzmalerei verfallen, indem ich auf die vielen Fälle hinweise, in denen die Diagnose nur zur Ruhigstellung von Kindern missbraucht worden ist, wobei die Leidtragenden dabei die Kinder waren. Vielmehr will ich die Möglichkeiten aufzeigen, die sich durch eine andere Betrachtungsweise ergeben, die auf neueren Erkenntnissen zur Ursache von Verhaltensstörungen beruhen.
Ich hoffe, dass meine umfangreiche Erfahrung im Umgang mit dem ADS vielen Eltern helfen kann, ihrem erkrankten Kind einen positiven Lebensweg zu ebnen und betroffenen Erwachsenen die Möglichkeit gibt, ihr Leben trotz Erkrankung in den Griff zu bekommen. Vor Beendigung meines Studiums der Chiropraxis habe ich mehrere Jahre als Grundschullehrerin gearbeitet. Einige der von mir unterrichteten Schüler zeigten Verhaltensauffälligkeiten, die ich im Verlauf dieses Beitrags schildern werde. Ich kenne die ADS Problematik von zwei Seiten, nämlich als Mutter eines 7 jährigen Kindes als auch als Lehrerin , die in Klassen von mehr als 30 Schülern Unterricht geben musste.
Für die exakte Diagnose eines ADS gelten folgende Kriterien :
Es handelt sich um eine anhaltende Störung, die sich darin äußert, dass sich der Patient in Alltagssituationen nicht anpassen kann, was zu Problemen beim Zusammenleben und bei der Erziehung führt. An Symptomen findet man: Unaufmerksamkeit, leichte Ablenkbarkeit, verliert oft Dinge, nimmt Einzelheiten nicht wahr, macht viele Flüchtigkeitsfehler, kann sich nur kurz konzentrieren, Vergesslichkeit, gesteigerte Impulsivität, Hyperaktivität, zappelt rum, sitzt unruhig, redet fast ohne Ende, bringt die Antwort vor dem Ende der Frage, gehorcht nicht, ist bockig, hat keinen Ordnungssinn, ist verträumt, verhält sich nicht angepasst.
Manche Kinder haben nur gering ausgeprägte Symptome, während andere stark betroffen sind.
Der primäre Behandlungsansatz ist die medikamentöse Therapie mit Ritalin. Es ist ein Psychopharmakon, wirkt sich also direkt über das Gehirn auf die Stimmung aus. Bei noch nicht pubertären Kindern hat es eine beruhigende Wirkung. Unter dieser Therapie kann das Kind aber auch Schwierigkeiten bei der Kommunikation und bei der Bewältigung des Alltags haben. Im Verhalten wird das Kind für seine Mitmenschen pflegeleichter. Es bleibt aber die Frage, ob die Entwicklung von Geist und emotionaler Kompetenz der Bequemlichkeit im Umgang mit dem Kind geopfert wird.
Langzeitstudien, inwieweit eine Therapie mit Ritalin die Kreativität, Lernfähigkeit oder Entwicklung des eigenen Potentials beeinflusst, gibt es bisher nicht. Ritalin wird in den USA zehnmal so häufig eingesetzt wie in anderen Industrienationen. Warum es in den letzten Jahren zum vermehrten Auftreten von ADS kommt, kann nur vermutet werden. Möglicherweise spielen Umstände, wie der Zusammenbruch des Familienverbands, ungesunde Ernährung, zu große Schulklassen oder der gesellschaftlich tolerierte Verlust von Disziplin eine Rolle.
Für uns Erwachsene (Eltern, Lehrer) besteht die Verpflichtung das Problem auf eine Art und Weise anzugehen, die für das betroffene Kind möglichst unschädlich ist.
Wie beginnen wir also? Wird mir ein Kind mit den oben genannten Verhaltensweisen vorgestellt, so eruiere ich die gesamte Vorgeschichte, inkl. Schwangerschaft und Geburt. Zur Beurteilung von Schwermetallbelastungen lasse ich eine Haaranalyse durchführen. Die Eltern führen für ihr Kind über 7 Tage einen Nahrungsmittelkalender, in den alle vom Kind aufgenommenen Nahrungsmittel eingetragen werden. Abschließend untersuche ich das Kind auf Blockierungen der Wirbelsäule, die ich in der gleichen Sitzung auch löse. Der nächste Schritt ist es, die gewonnenen Informationen zu bewerten.
Während der Schwangerschaft ist das Kind weitestgehend der mütterlichen Umgebung ausgeliefert. Raucht die Mutter während der Schwangerschaft, so erhöht sich das Risiko für das Auftreten eines ADS. Nach einer Studie der Harvard Medical School veröffentlicht im American Journal of Psychiatry, die an 280 Kindern durchgeführt wurde, zeigte sich, dass Kinder von Raucherinnen ein dreifach erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines ADS haben. Nikotin verschlechtert die Durchblutung der Placenta und führt so zu Störungen der Gehirn-entwicklung. Mütter sollten sich also schon während der Schwangerschaft genau überlegen, wie sie sich ihrem Kind gegenüber verhalten!
Nach der Geburt können Impfungen, Zusätze zu Nahrungsmitteln, falsche Ernährung und Blockierungen der Wirbelsäule die Entwicklung des Nervensystems beeinflussen.
Zu Impfungen gehen die Meinungen weit auseinander. Es gibt Veröffentlichungen, die einen Zusammenhang zwischen Impfungen und kindlichen Verhaltensstörungen als möglich erscheinen lassen. Ein wichtiges Gebiet ist die Nahrung. Die meisten Kinder verzehren täglich große Mengen von raffiniertem Zucker, Kohlenhydraten und diversen chemischen Zusatzstoffen. Gemüse, frisches Obst und Vollkorn fehlt bei vielen Kindern in der Ernährung.
Kinder in den Industrieländern sind von der Kalorienmenge her bestgenährt, von der Qualität her aber eher schlecht genährt.
Die Haaranalyse lasse ich aus folgenden Gründen machen:
Sie liefert Informationen über den Gehalt von Mineralstoffen und Schwermetalle. Das Funktionieren vieler Organsysteme hängt von einem ausgeglichenen Mineralhaushalt ab. Viele Kinder, die an einer ADS Symptomatik leiden, haben eine hohe Aluminiumbelastung. Es ersetzt teilweise Magnesium, kann aber dessen Funktion nicht übernehmen. Meine persönliche Erfahrung mit diesem Problem habe ich bei meinem Stiefsohn gemacht, der mit 4 Jahren zu mir kam und über die nächsten Jahre viele Auffälligkeiten entwickelte, die mich an ein ADS denken ließen. Bei der Anamnese fiel auf, dass er als Säugling ein Calciumpräparat verordnet bekommen hatte, das auch Aluminiumsalze enthalten hatte. Die sofort eingeleitete Aluminiumausleitung brachte innerhalb von wenigen Tagen eine deutliche Verbesserung seines Verhaltens. Sogar seine Lehrerin sprach mich auf sein verändertes Verhalten an.
Auch ein Vitamin-B-Komplex Mangel kann ADS Symptome auslösen.
Die B-Vitamine sind die Ersten, die in Stresssituationen verarmen. Wenn Kinder also in einer Stresssituation sind (Scheidung der Eltern, Konflikte mit den Eltern oder anderen Kindern), sollte man eine Nahrungsergänzung mit B-Vitaminen erwägen. Diese Ursachen wird man nur bei einer gründlichen Befragung von Eltern und Kindern herausfinden.
Die Eltern sollten über die Zusammensetzung einer ausgewogenen Ernährung aufgeklärt werden. Sie sollten sich ihrer Verantwortung für den Speiseplan bewusst werden. Mein Stiefsohn schimpft oft mit mir, wenn ich ihm schon wieder das Eis, die Bonbons oder den Pudding verbiete. Er darf natürlich auch solche Naschereien haben, aber das nur in Maßen. Es geht einfach nicht, dass der Energiebedarf eines Kindes hauptsächlich durch solche Nahrungsmittel gedeckt wird, wie es heute in den USA häufig passiert. Bei meiner täglichen Einkaufstour konzentriere ich mich auf Nahrungsmittel, die gesund und nahrhaft sind. Natürlich gibt es auch zwischendurch Schokoladenkuchen. Das tut der Seele des Kindes gut.
Weiterhin lasse ich Stuhl– und Speicheldrüsenproben untersuchen, hauptsächlich unter der Fragestellung, ob es einen Anhalt für Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Allergien gibt. Beide können Verhaltensstörungen verursachen.
Als Letztes möchte ich auf die Bedeutung von Blockierungen hinweisen, die sie bei der Entwicklung des zentralen Nervensystems haben.
Durch chirotherapeutische Behandlungen von Blockierungen können in kurzer Zeit deutliche Veränderungen erzielt werden.
Bei einem so umfangreichen Thema wie dem ADS kann ich leider in diesem Rahmen viele Aspekte nur oberflächlich erörtern. Ich hoffe, dass ich ihnen die Vielfältigkeit der Ursachen, die zu Verhaltensauffälligkeiten führen, habe klar machen können. Bei der Diagnose eines ADS tragen Arzt und Eltern dem Kind gegenüber eine hohe Verantwortlichkeit, besonders was die Therapie anbelangt. Kinder ruhig zu stellen, die aufgrund einer unerträglichen Familiensituation auffällig werden, darf nicht das Ziel einer Therapie sein.
Für mehr Informationen zu Julie Johnson: www.drjuliejohnson.com